Magdeburger schreiben Geschichte

Johanna Friedrich
Foto : dpa
Wenn Lutz Buschkow, der Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes (DSV), in den nächsten Stunden sein Häkchen unter die Nominierungsliste gesetzt hat, stehen alle deutschen Teilnehmer an der Weltmeisterschaft in Kasan (Russland/24. Juli bis 9. August) endgültig fest. Und unter ihnen werden sich erstmals in der WM-Geschichte des SCM und dank der 2012 gegründeten Freiwasser-Gruppe fünf Magdeburger befinden: Franziska Hentke, Johanna Friedrich, Finnia Wunram, Rob Muffels und Florian Wellbrock.

Bis zum gestrigen Sonntag waren es insgesamt 24 Becken- und vier Freiwasser-Athleten, die das Kasan-Ticket gelöst haben. Wenn Anfang dieser Woche die Buschkow-Liste der Öffentlichkeit zugetragen wird, dürften es mit Staffelstartern und Ausnahmeregelungen sogar 31 beziehungsweise acht Damen und Herren sein, die laut Vereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund allein im Becken vier bis sechs Medaillen holen sollen.

Franziska Hentke hat bei den German Open in Essen, der zweiten WM-Qualifikation des DSV, alles in den Schatten gestellt. Sie ist am vergangenen Freitag in 2:05,26 Minuten zum deutschen Rekord und zugleich an die Spitze der Weltrangliste über 200 Meter “geschmettert” (Volksstimme berichtete). Während die 26-Jährige vor Freude ziemlich sprachlos war, hatte ihr Trainer den Rekord sogar angekündigt. Und letztlich außerdem erkannt: “Zwei Wochen nach dem Höhentrainingslager in Sierra Nevada fehlte ihr noch die Frische, das finde ich in Bezug auf die WM-Vorbereitung in den nächsten Wochen gut”, sagte Bernd Berkhahn. Trotzdem betonte Hentke: “Mein Ziel bei der WM bleibt das Finale.” Dort wird sie zudem über die 400 Meter Lagen und wohl über die 100 Meter Schmetterling starten. Die kurze Strecke wäre ihr erster Wettbewerb (2. August): “Ich will, dass sie in den Wettbewerb reinkommt”, so Berkhahn.

Dafür hat Johanna Friedrich keine Zeit: Schon der erste WM-Tag der Beckenschwimmer am 2. August ist der Tag der 20-Jährigen, die sich über 400 Meter Freistil qualifiziert hat. In Essen wollte sie sich zudem über die halbe Distanz empfehlen. Aber mit 2:00,89 Minuten und Platz drei im Finale war sie nicht zufrieden. “Im ersten Moment war ich nur enttäuscht”, sagte sie am Sonnabend. “Ich wollte unbedingt die Endlaufnorm (1:59,86/Anm. d. Red.) schwimmen, um mir den Start zu sichern. Jetzt muss ich einfach hoffen.” Und zwar auf die Empfehlung von Chefbundestrainer Henning Lambertz und auf das Häkchen von Lutz Buschkow. Ihr Einsatz in der 4×200-Meter-Freistilstaffel ist dagegen wohl gesichert. Den Staffelstart hat indes Poul Zellmann (19) trotz guter 1:50,18 Minuten und des geteilten Sieges mit Jacob Heidtmann (Elmshorn) über die 200 Meter Freistil in Essen verpasst.

Gesichert ist die WM-Teilnahme von Finnia Wunram und Rob Muffels über die fünf Kilometer im Freiwasser. Im Hafenbecken von Kasan werden sie am 25. Juli um das beste Resultat kämpfen. “Finnia hat eine so gute Saison absolviert, deshalb hat sie sich eine Nominierung verdient”, verriet Lambertz in Essen. Die 19-Jährige ist zudem deutsche Meisterin über diese Distanz. Muffels wurde derweil Vizemeister, der 20-Jährige unterbot dabei die WM-Richtzeit.

Wie auch Florian Wellbrock: Der 17-Jährige hatte sich bei den nationalen Titelkämpfen am Bodensee für die Junioren-Europameisterschaften in Tenero (Schweiz/10. bis 12. Juli) qualifiziert. Doch dafür ist er nicht nominiert worden. Wellbrock hatte sich Platz drei über fünf Kilometer gesichert hinter Muffels und Sieger Sören Meißner (Würzburg). Da Meißner sich ganz auf die 1500 Meter Freistil konzentrieren will, ist der Weg für Wellbrock nach Kasan frei – und wenn Buschkow das Häkchen gesetzt hat.
von Daniel Hübner
Quelle : volksstimme.de

Vom Österreichischen Schwimmverband wurde der Freiwasserschwimmer Matthias Schweinzer (1990) für die WM nominiert.