Jubeln ist immer erlaubt

Von Daniel Hübner

Magdeburg | Am 27. Juli dieses Jahres hat es eine sehr innige Umarmung zweier Damen gegeben, im 50-Meter-Becken in der Duma Arena in Budapest (Ungarn). Beide kosteten diesen emotionalen Moment nach dem Finale über 200 Meter Schmetterling jubelnd aus. Die eine, Mireia Belmonte aus Spanien, weil sie zum ersten Mal in ihrer Karriere Weltmeisterin geworden war. Die andere, Franziska Hentke vom SCM, weil sie mit Silber zum ersten Mal eine WM-Medaille gewonnen hatte. Aus diesem Moment ist nun keine Freundschaft entstanden, Belmonte und Hentke stehen in keinerlei Kontakt zueinander, berichtet die Magdeburgerin. Und trotzdem beobachten sich beide aus der Ferne. Denn zumindest für Hentke ist die 26-jährige Belmonte die erste Bezugsperson im internationalen Maßstab. Auch aufgrund der Zeiten: Belmontes persönlicher Rekord steht bei 2:04,78 Minuten, Hentkes bei 2:05,26.

Vielleicht treffen sie sich schon im November wieder. „Ich hoffe es jedenfalls, es wäre gut, wenn sie dabei ist“, sagt Hentke im Ausblick auf ihren Start bei den Kurzbahn-Weltcups in Peking, Tokio und Singapur. „Jedes internationale Rennen bringt auch Erfahrung. Und ich habe dort Konkurrenz, die ich in Deutschland über 200 Meter Schmetterling nicht habe“, ergänzt die 28-Jährige.

70 Kilometer pro Woche

Hentke ist am 4. September in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet, seither schwimmt sie 70 Kilometer pro Woche, immer wieder sieht man sie im Kraftraum der Elbe-Schwimmhalle Gewichte stemmen. Selbst nach ihrem größten Karriereerfolg in Budapest hat sie sich entschieden, ihr Leben weiterhin der Qual eines Leistungssportlers zu widmen – mit Ziel Olympische Spiele 2020 in Tokio.

Bis dahin denkt die 1,72 Meter große Hentke im Oktober 2017 natürlich noch nicht, auch noch nicht an die Langbahn-Europameisterschaften 2018 im schottischen Glasgow. Eigentlich denkt Hentke nur bis zur EM auf der 25-Meter-Bahn im Dezember im dänischen Kopenhagen, „danach ist die Kurzbahn-Saison beendet und wir können uns auf die neuen Aufgaben konzentrieren“.

So geht sie also die nächsten zwei Monate mit folgenden Zielen an: Während der Weltcups „will ich einfach wieder Routine in die Abläufe bei internationalen Meetings reinbringen und zugleich Wettkampf-Kilometer sammeln. Und nebenbei versuche ich, das Höhentrainingslager vorzubereiten“, erklärte Hentke lächelnd. In die Berge der Sierra Nevada (Spanien) geht es für sie mit dem SCM-Tross um Trainer Bernd Berkhahn am 21. November. Vorbereiten wird sie das dreiwöchige Trainingslager, in dem sie mehr Kilometer ein- und ausschwimmt an den jeweiligen Wettkampftagen.

Und zum Kurzbahn-Höhepunkt in Kopenhagen will sie wieder in einer Medaillenform reisen. 2015 gewann sie in Netanya (Israel) ihren ersten EM-Titel überhaupt. Belmonte war damals nicht am Start. „Titel sind nicht planbar, aber eine Medaille sollte schon das Ziel sein“, erklärt Hentke mit Blick auf die diesjährigen Titelkämpfe. Vielleicht also gibt es in der Royal Arena in Kopenhagen wieder eine innige Umarmung. Jubeln ist jedenfalls immer erlaubt.

Quelle : volksstimme.de