Wellbrock holt Titel in Rekordzeit

Florian Wellbrock
Foto : Rainer Jensen/dpa
Von Daniel Hübner

Glasgow/Magdeburg | Nach 1200 Metern schwenkte die Fernsehkamera zu Bernd Berkhahn. Sie fing ein leises Lächeln des Coaches der SCM-Schwimmer ein. Der 47-Jährige genoss gerade die Leistung seines Schützlings Florian Wellbrock, der sich zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung auf den Verfolger Michailo Romantschuk aus der Ukraine erarbeitet hatte. Auf den letzten 300 Metern wurde es eng und enger, doch der Magdeburger blieb die Ruhe selbst, setzte die Beine verstärkt ein, verlor dennoch seine Ästhetik nicht und feierte letztlich den bislang größten Erfolg seiner Karriere: Florian Wellbrock ist Europameister über 1500 Meter Freistil.

„Ich wusste, dass Romantschuk auf den letzten Metern zünden würde“, sagte Wellbrock nach dem Rennen am Sonntag im Tollcross International Swimming Centre in Glasgow. „Deshalb wollte ich mir nach 1000 Metern eine Körperlänge Vorsprung erarbeiten, der Plan ist aufgegangen.“

Wellbrock gewann nicht irgendwie, auch „wenn ich auf den letzten Metern Schmerzen wie noch nie hatte“. Wellbrock gewann mit neuem deutschen Rekord: 14:36,15 Minuten. Romantschuk folgte mit 0,73 Sekunden Rückstand. Topfavorit Gregorio Paltrinieri (Italien) musste sich mit 14:42,36 Minuten und Bronze begnügen. Und Berkhahn genoss nicht mehr, Berkhahn stand auf der Tribüne und riss die Arme in die Hallenluft – so wie sein Schützling, der im Becken auf der Leine saß und jubelte. „Es ist einfach nur großartig“, sagte Wellbrock. „Mit der Hymne noch einmal ganz oben zu stehen, dafür arbeitet man das ganze Jahr.“

Marius Zobel hatte bereits am Sonnabend die erste Medaille für die Magdeburger gewonnen – der 18-Jährige ist ebenfalls Europameister. Doch richtig glücklich war der 2,05-Meter-Hüne womöglich nicht. Zobel wurde im Vorlaufrennen der gemischten 4 x 200-Meter-Freistilstaffel eingesetzt – und im Finale, das die Deutschen am Abend in 7:28,46 Minuten gewannen, durch Henning Mühlleitner ersetzt. „Ich war im Rennen ein wenig gehemmt. Die Form stimmt, ich muss sie nur im Wasser umsetzen“, sagte Zobel.

Auch am Sonntag in der Männer-Staffel über diese Distanz, startete Zobel im Vorlauf – und machte am Abend den Platz frei für Damian Wierling (Essen). Das Team mit Poul Zellmann (Essen), Jacob Heidtmann (Elmshorn), Mühlleitner und Wierling belegte beim Sieg der Briten (7:05,32 min) den vierten Rang (7:09,31).

Das erste Finale für Grün-Rot hatte Aliena Schmidtke bestritten. In 58,80 Sekunden belegte die 25-Jährige am Sonnabend über 100 Meter Schmetterling den achten Platz. Sie verfehlte dabei ihre Bestzeit um 0,93 Sekunden, war aber dennoch nicht traurig. Schmidtke: „Ich bin zufrieden, dass ich im Finale dabei war.“ Europameisterin wurde Sarah Sjöström (Schweden/56,13).

Quelle : volksstimme.de