Das EM-Schiff nimmt langsam Fahrt auf

Der Deltaansatz ist kein Hochgebirge zwischen Omegameer und Gammatal, sondern der Beginn des gleichnamigen Muskels in der Schulter, der für das Heben des Oberarms zuständig und damit existenziell wichtig für jeden Schwimmer ist. Neulich hatte Franziska Hentke “ziemliche Schmerzen” aufgrund einer Entzündung dieses Ansatzes. Aber die Schmerzen sind nach erfolgreicher Behandlung verflogen, und es mögen sich nach grippalem Infekt im April und entzündetem Deltaansatz im Mai bis zur Europameisterschaft im August auch gar keine neuen Schmerzen mehr anmelden.

Der “Schmetterling” vom SC Magdeburg darf jedenfalls aktuell von sich behaupten: “Ich bin topfit.” Die ereignisreichen Wochen vor der EM (13. bis 24. August) im Berliner “Velodrom” können deshalb für sie und Teamgefährtin Johanna Friedrich beginnen.

Diese Wochen sind bereits mit einer komplexen Leistungsdiagnostik in Leipzig am Montag und Dienstag gestartet, sie werden mit den Norddeutschen Meisterschaften “Kurze Strecke” (NDM) von Freitag bis Sonntag in der Elbehalle fortgesetzt. Der SCM darf dazu neben Hentke und Friedrich aus der eigenen Riege auch den Potsdamer Yannick Lebherz oder den Cottbuser Christian Diener begrüßen – deutsche Meister dieses Jahres beziehungsweise Medaillengewinner.

Insgesamt haben 146 Vereine 1071 Athleten für die Meisterschaften gemeldet. “Für mich ist es aber noch nicht der scharfe Start in die EM-Vorbereitung”, sagte Hentke. “Dafür kommt die Meisterschaft noch zu früh.” Trotzdem nimmt das EM-Schiff langsam Fahrt auf.

Hentke kann nämlich schon einige Dinge austesten, die ihr die Analyse der Leistungsdiagnostik mitgegeben hat. In Leipzig wurden die SCM-Spitzenschwimmer auf Herz und Nieren untersucht, sie mussten einen Stufentest absolvieren, es wurden Start- und Wendesequenzen aufgenommen. Als solch einen Test sieht sie ihre Teilnahme an der Mare-Nostrum-Tour mit Station Monte Carlo an.

Während sie bei der NDM lediglich die 200 Meter Schmetterling am Freitag angeht, wird sie am 7./8. Juni im Fürstentum Monaco vier Disziplinen in Angriff nehmen, darunter ihre EM-Strecken 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Lagen. Eine Woche später geht es für die Sportsoldatin zur Militär-WM nach Tenero (Schweiz), wo sie Starts über 100 und 200 Meter Schmetterling sowie in Staffeln absolviert.

Ähnlich sieht es bei Johanna Friedrich aus: Die 19-Jährige schwimmt in Magdeburg die 400 Meter Freistil, taucht dann in Monaco und sieben Tage später beim Meeting in Rom auf jeweils vier Strecken ein. “Beide gehen bei der NDM bewusst nur in jeweils einer Disziplin an den Start”, erklärte SCM-Trainer Bernd Berkhahn und begründete: “Wir sind immer noch im Grundlagen-Ausdauer-Training.” Allerdings seien gerade für Friedrich die Wettbewerbe in Monte Carlo und Rom wichtig, “um Erfahrungen auf internationaler Ebene zu sammeln”.

Franziska Hentke legt die eigene Messlatte für ihre nächsten Starts selbst nicht allzu hoch: “Ich trete mehr oder weniger ohne Erwartungen an, die Wettkämpfe dienen nur zur Überprüfung des Trainingsstandes und um Dinge wie Renneinteilung oder Technikumsetzung zu testen”, sagte Hentke, die in der kommenden Woche ihren 25. Geburtstag feiert und dafür nur einen Wunsch hegt: “Ich möchte gesund und verletzungsfrei bis zur EM durchkommen. Das ist das A und O.”

von Daniel Hübner
Quelle : volksstimme.de