Schmidtke taucht wieder auf

Aliena Schmidtke
Foto : Daniel Hübner
Von Daniel Hübner

Magdeburg | Abflug am vergangenen Sonnabend, Landung am Sonntag, erster Sprung ins Wasser am Montag, und das in vertrauter Umgebung: So schnell kann eine Rückkehr von Columbus in den USA zum SCM nach Magdeburg funktionieren. Aliena Schmidtke hat sie bewältigt, womöglich genauso unaufgeregt, wie sie nun am Mittwoch in der Elbehalle sitzt und spricht.

„Ich bin in den vergangenen Jahren etwas untergetaucht“, sagt die 23-Jährige lächelnd. Fünf Jahre lang nämlich. Viel wichtiger ist allerdings: Sie will nicht nur an der Elbe, sondern auch in Rio auftauchen. Bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften (5. bis 8. Mai) in Berlin kämpft sie um ihren Olympia-Start über 100 Meter Schmetterling. Wie stehen die Chancen? „Relativ gut, ich habe mich lange darauf vorbereitet. Und ich habe in Amerika gelernt, nicht mehr so pessimistisch zu sein.“

Als sie 2005 aus Bad Segeberg zum SCM kam, fehlte ihr ab und an die mentale Stärke, die Kraft des Optimismus. Sechs Jahre schwamm sie bei Herbert Schirrmeister, Thomas Ackenhausen und Bernd Henneberg, ehe sie 2011 erst nach Las Cruces zur New Mexico und ein Jahr später nach Columbus zur Ohio State University aufbrach in ein neues Lebensabenteuer – und ins Studium der Molekular-Genetik, das sie noch in diesem Mai mit dem Bachelor abschließt.

Leistungssport hatte sie da drüben eigentlich nicht mehr im Sinn, aber Schwimmen, um das Studium zu finanzieren, um an Meeting-Serien und nationalen US-Meisterschaften teilzunehmen. Ihr Glück fand sie in Ohio. In New Mexico, erklärt sie, „war viel Wüste und wenig los“. In Columbus fand sie zu Trainer Bill, der sie vor zwei Jahren von Freistil auf Schmetterling umpolte, und dessen Assistentin, zugleich ihre „Seelenklempnerin“ Jordan, ihre „Ersatzautoritätspersonen“. Denn ihre Eltern wird sie erstmals nach zwei Jahren in Berlin wiedersehen. Und sie wird dann bleiben: Schmidtke will ein Master-Studium in Molekular-Medizin aufnehmen. „Derzeit gefällt mir der Lebensstil in Deutschland einfach besser“, betont sie.

Schmidtke ist in all den Jahren SCM-Mitglied geblieben. Sie ist herzlich in der Gruppe von Trainer Bernd Berkhahn aufgenommen worden. Sie sagt: „Die Arbeit ist getan, jetzt kommt die Erholung. Und dann schauen wir, was in Berlin passiert.“

Ihr sportlicher Plan sieht so aus: Für Rio muss sie in Berlin über 100 Meter Schmetterling nach den Normen des Deutschen Schwimmverbandes im Vorlauf 58,77 und im A-Finale 58,35 Sekunden liefern sowie Erste oder Zweite werden. Ihre Bestzeit, geschwommen im Januar mit 58,99 Sekunden, bedeutet Rang zwei im deutschen Ranking 2016 – hinter Alexandra Wenk (München/58,90) – und stärkt ihren Optimismus, in Rio dabei zu sein. „Wenn ich das schaffe“, sagt Aliena Schmidtke, „habe ich erreicht, was ich erreichen wollte.“ Und was danach kommt, entscheidet wieder das Leben.

Quelle : volksstimme.de