Barfuß im Glück

Finnia Wunram
Von Daniel Hübner

Magdeburg | Sieger von Freiwasser-Wettbewerben sehen immer etwas anders aus: Finnia Wunram stand am Sonnabend barfuß im nassen Sand am Barleber See, eingerollt in eine Decke, mit einem Becher Tee in der Hand, das Gesicht gezeichnet von den Abdrücken der Schwimmbrille und den blauen, zitternden Lippen. Nur ihre strahlend blauen Augen verrieten, dass der 21-Jährigen vom SCM gerade etwas Großartiges gelungen war. Sie hatte bei den deutschen Meisterschaften den Titel über fünf Kilometer gewonnen – und ihr zweites WM-Ticket gelöst. „Alles ist aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe, ich habe mein Ziel erreicht“, sagte sie.

In 59:52,60 Minuten gewann Wunram das Rennen, 5,38 Sekunden vor Leonie Beck (Würzburg) und 7,2 Sekunden vor Sarah Köhler (Frankfurt), die durch Bundestrainer Stefan Lurz ebenfalls für die Wettbewerbe über fünf oder 4×1,25 Kilometer bei der Weltmeisterschaft in Budapest (Ungarn/15. bis 30 Juli) nominiert werden können. Wunram wird dort nun über die olympischen zehn Kilometer und die halbe Distanz starten. Sie hofft außerdem auf einen Platz im Staffelwettbewerb. Nur die 25 Kilometer lässt sie weg. „Drei Starts würden mir reichen“, sagte sie lächelnd.

Mit der Taktikkeule zum Sieg

An der Vorbereitung auf die Medaillenkämpfe im Balaton wird sich nichts mehr ändern. „Die war von Anfang auf die Starts über fünf und zehn Kilometer ausgelegt“, sagte ihr Trainer Bernd Berkhahn, der angetan war von der taktischen Leistung seines Schützlings. „Ich bin begeistert. Sie hat spät die Taktikkeule rausgeholt, hat sich an der letzten Boje in Position gebracht, Gas gegeben und den Vorteil genutzt“, analysierte der 46-Jährige. Wunram wollte eigentlich in der zweiten der vier Runden über 1,25 Kilometer das Tempo forcieren und dem Feld entrücken. „Aber Leonie und Sarah sind zwei sehr gute Beckenschwimmerinnen, da zieht man nicht einfach weg“, erklärte sie. So blieb es bis zur letzten Boje ein spannender Dreikampf, den Wunram auf der Zielgeraden für sich entschied.

Berkhahn resümierte: „Es ist sehr lange her, dass man bei den Damen solch eine dichte Spitze gesehen hat. Das Rennen hatte internationales Niveau.“ Aber letztlich auch nur eine Siegerin – und die stand barfuß und glücklich im nassen Sand. Und mit einem warmen Gedanken: Am Abend gab es als Lohn das Siegeressen mit der Familie.

Quelle : volksstimme.de