Von Titeln, Medaillen und Qualifikationen – SCM zeigt starke WM

Von Daniel Hübner

Yeosu/Magdeburg | Es ist Zeit für ein Resümee, es ist Zeit, die Dinge zu realisieren. Es ist Zeit, nach den Enttäuschungen der Vergangenheit die Erfolge zu genießen. Bronze über zehn Kilometer, Gold in der Teamstaffel. Das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. „Ich denke, am Freitag können die Freiwasser-Schwimmer endlich feiern“, sagte Rob Muffels vom SCM, bei dem „emotional langsam alles durchsackt.“

Gerade nach der Siegerehrung am Donnerstagmorgen im Yeosu Ocean Park in Südkorea, als er mit Sarah Köhler aus der Magdeburger Trainingsgruppe sowie Lea Boy und Sören Meißner aus Würzburg auf dem obersten Podest zur Nationalhymne sang: „Da klingt die Hymne doch noch ganz anders“, erklärte Muffels lächelnd.

Immer wieder “Wahnsinn”

Noch schöner. Noch emotionaler. So schön und emotional, wie es für die Freiwasser-Athleten des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) in den vergangenen Tagen bei der Weltmeisterschaft gelaufen war.
Ob Bundestrainer Stefan Lurz einmal gezählt hat, wie oft ihm das Wort „Wahnsinn“ über die Lippen gegangen ist? Das durfte nämlich auch nach dem Teamwettbewerb nicht fehlen. „Die ganze Woche ist der Wahnsinn“, erklärte also der 39-Jährige überglücklich. Und lobte seine Staffel: „Alle vier haben einen Hammer-Job erledigt, ich bin unglaublich stolz.“

Helfer über 25 Kilometer

Finnia Wunram
Foto : Berkhahn

Da sprach natürlich auch die Erleichterung aus dem Herzen des Würzburgers, der vor vier Jahren bei der WM im Balaton noch eine Nullnummer konstatieren musste – und damals ziemlich konsterniert gewesen ist. Und Lurz hat nach Staffelgold ja nicht zum letzten Mal gejubelt, denn mit Finnia Wunram holte beim abschließenden 25-Kilometer-Rennen eine Magdeburgerin Silber hinter der Brasilianerin Ana Marcela Cunha – und damit das fünfte Edelmetall für den DSV bei der WM.

Rob Muffels gehörte dann zu den ersten Gratulanten am Freitagmorgen, er hatte bei der Verpflegung der Deutschen während des Rennens geholfen – und bei teils starkem Regen und Wind. Direkt nach dem Zielanschlag nahm Muffels die glückliche Teamgefährtin in den Arm.

Für den Anschlag im Staffelrennen war Muffels am Vortag selbst zuständig. Wieder war es ein spannendes Finish nach 4 x 1,25 Kilometer, wie es jeder andere Wettbewerb im Ocean Park erlebt hat. Woher der US-Amerikaner Michael Brinegar auch immer kam, plötzlich kraulte er rechts von Muffels, der Italiener Gregorio Paltrinieri kraulte links. Und der Magdeburger erkannte: „Das kann ganz schön eng werden.“ Aber gleich sein nächster Gedanke war: „Meine drei Mitstreiter haben so eine starke Vorarbeit geleistet, ich musste sie einfach mit Gold belohnen.“

Auf Paltrinieri eingestellt

Boy und Köhler sollten mit den anderen Nationen, die zunächst einen oder zwei Männer ins Wasser geschickt hatten, mithalten. „Das haben sie super gemacht“, so Muffels. Und Meißner übernahm dann die Führung. „Das war eine ganz starke Mannschaftsleistung.“

Auf Paltrinieri hatte sich Muffels besonders eingestellt. „Als 1500-Meter-Olympiasieger sind 1,25 Kilometer seine Strecke. Meine Aufgabe war es, ihn nicht auf Speed kommen zu lassen.“ Bernd Berkhahn, der Heimtrainer des 24-Jährigen, berichtete: „Rob hat schon über die zehn Kilometer seine Endspurt-Qualitäten bewiesen. Er hat sich auf das Duell mit Gregorio gefreut. Und ich war mir sicher, dass er ihn auch schlagen kann.“

Also schlug Muffels den Italiener. Und den Amerikaner außerdem. Nach der Flucht aus ihrer Zange traf er nach insgesamt 53:58,7 Minuten das Zielbrett, 0,2 Sekunden vor Paltrinieri, 0,3 Sekunden vor Brinegar.

Im Team für Tokio gearbeitet

Für Köhler war es das erste Staffelgold im Freiwasser: „Einen besseren Einstand hätte ich mir nicht wünschen können“, jubelte die 25-Jährige, die in der kommenden Woche im Becken von Gwangju über 800 und 1500 Meter antreten wird. Für Muffels war es der zweite Teamtitel nach Kasan 2015.

Und trotzdem war diesmal alles anders für ihn. „Florian und ich haben uns ein Jahr lang gezogen und gepusht für diese WM“, sagte er mit Blick auf das Goldrennen von Florian Wellbrock und seinem Bronzegewinn über zehn Kilometer. „Für mich war das auch eine Mannschaftsleistung, weil wir als Team einen Schritt gegangen sind, der mir vor vier Jahren noch verwehrt blieb.“

Es war tatsächlich Zeit, für ein emotionales Resümee. Jetzt darf Muffels endlich genießen.

Quelle : volksstimme.de