Volksstimme vom 25.11.2013
Die Schwimmer des SC Magdeburg haben ihre erfolgreichste deutsche Kurzbahn-Meisterschaft seit Jahren absolviert: Zweimal Gold, zweimal Silber, viermal Bronze standen am Sonntagabend im Ergebnisbuch. Nicht zuletzt für Johanna Friedrich “war es ein perfektes Wochenende”, resümierte die 18-Jährige.In ihrem zweiten Finale bei diesen Meisterschaften hat Johanna Friedrich die Augen zugemacht. Eingekesselt von zwei Sprinterinnen wollte sie 100 Meter lang gar nicht wissen, wo sie wirklich schwimmt. Als sie ihre Augen öffnete, schwamm sie dem Feld hinterher. “Ich denke dabei eigentlich nichts”, berichtete die 18-jährige Freistil-Spezialistin über ihr Gefühlsleben. “Erst auf den letzten 50 Metern sage ich mir: Jetzt gibst du noch einmal alles.” Alles reichte zu Bronze über die 200 Meter, am Abend zuvor hatte sie mit Silber über die 400 Meter zudem ein Ticket für die Europameisterschaften in Herning (12. bis 15. Dezember) gelöst. Am Sonntag legte sie Bronze nach: über die 800 Meter.
Friedrich jubelte verbal zwischen “Hammer” und “Oberhammer”. In sechs Rennen ist sie sechsmal zur Bestzeit geschwommen. Nach einer 1:57,73 über 200 Meter schloss sie die Wettbewerbe in der Wuppertaler Schwimmoper in 8:32,51 Minuten über die vierfache Distanz ab. “Ich bin wirklich stolz auf mich”, erklärte sie. “Das darf sie auch zu Recht sein”, bestätigte ihr Trainer Bernd Berkhahn. “Das freut mich einfach, dass sich ihr hartes Training so sehr auszahlt. Wenn sie so weitermacht, dann ist auch auf der Langbahn eine Menge von ihr zu erwarten.” Und ein Lob kam vom Bundestrainer Henning Lambertz: “Vor ein paar Jahren hatten wir richtige Lücken auf den langen Strecken, jetzt haben wir mit Leonie Beck (SV Würzburg), Sarah Köhler (SG Frankfurt) und auch Johanna Friedrich Damen, die diese Lücken schließen.”
Franziska Hentke hat nicht nur eine Lücke geschlossen, sie hat inzwischen eine Mauer aufgebaut, gerade über die 200 Meter Schmetterling. Die nationale Konkurrenz prallt seit fünf Jahren an ihr ab, in Wuppertal war das nicht anders. Lisa Höpink (SG Essen) hatte im A-Finale 50 Meter lang ihr Heil im Angriff gesucht. “Die ersten 50 Meter kriege ich noch mit”, beschrieb Hentke ihr Gefühl. “Aber dann gehen die Lichter aus, es ist wie in Trance.” Die 24-Jährige schob sich souverän und mit deutlichem Vorsprung zum Sieg in 2:06,11 Minuten. Zu diesem Gold kam am Sonntag der insgesamt zehnte deutsche Meistertitel ihrer Karriere hinzu: Sie gewann über die 100 Meter Schmetterling in 57,89 Sekunden und löste zugleich ihr zweites EM-Ticket. Außerdem holte sie noch Bronze über 400 Meter Lagen und Silber über 50 Meter Schmetterling. “Jetzt müssen wir im Training die Form für die EM aufbauen”, blickte Hentke voraus.
Das waren nur die Medaillen, weitere Platzierungen ließen sich außerdem sehen: Zum Beispiel der sechste Platz von Poul Zellmann am Sonntag über die 400 Meter Freistil in neuer Bestzeit: 3:45,52 Minuten. Der 18-Jährige schlug sechs Sekunden nach Paul Biedermann an. Der Hallenser freute sich über seine Rückkehr ins Becken mit den Titeln über die 200 Meter und über die doppelte Distanz, kündigte im Vorfeld allerdings auch sein Karriereende nach Olympia 2016 an. Zellmann wurde am Freitag zudem mit neuem Altersklassenrekord Dritter über die 800 Meter und schwamm auf Platz fünf über 1500 Meter.
Ins A-Finale hatten es außerdem Paula Beyer (7./200 Meter Schmetterling), die erst 14-jährige Laura Kelsch (8./50 Meter Brust) sowie Marcel Nagy (8./100 Meter Rücken) und Julia Thiemann, die Sechste über 50 Meter Freistil wurde, geschafft. Berkhahns Fazit: “Ich bin absolut zufrieden mit dem Abschneiden.”