Es war alles neu. Und es war alles groß im Berliner Europasportpark am vergangenen Wochenende. Emily Charlotte Feldvoss durfte bei den 127. Deutschen Meisterschaften in den schnellsten Vorläufen mit den schnellsten Schwimmerinnen des Landes starten, so gut waren ihre gemeldeten Zeiten für diese Wettkämpfe.
Aber noch besser waren dann ihre erreichten Resultate. Statistisch liest sich das so: Sieben Starts, fünf persönliche Rekorde, zwei Siege und ein zweiter Rang bei den Jugendfinals (EYOF). “Es ist alles schon ungewöhnlich, mit den älteren Sportlern zu schwimmen”, sagte die 14-Jährige vom SC Magdeburg über ihre Eindrücke.
Trotz aller Ungewöhnlichkeiten bei ihrem Debüt bei nationalen Titelkämpfen hat sie ihre Aufgabe wie gewöhnlich erledigt: Sie hatte ganz außer Atem zur Anzeigetafel geschaut, wenn sie wusste, dass sie schnell gewesen ist. Sie hatte ihr Resultat kurz registriert, wenn sie wusste, dass sie eher langsamer gewesen ist. Und eher langsamer war sie auf den Rücken-Strecken: “Das ist noch ihre große Schwäche”, sagte ihr Trainer Thomas Ackenhausen.
Schnell war sie dagegen über die 800 Meter Freistil, die sie erstmals unter neun Minuten schwamm. “Das ist eine sehr gute Zeit, ich habe mich schon sehr gesteigert”, sagte Emily. “Denn ich habe mich unter Herrn Ackenhausen bemüht, meine Ausdauer auf den langen Strecken weiter zu verbessern.” Schnell war Emily auch über 200 Meter Brust, wo sie ihre Bestzeit gleich um drei Sekunden unterbot. Womit sich allerdings die Fragen zur Zukunft stellen: Brust? Freistil? Oder alles?
Ein Gespräch mit ihrer Mama könnte bei der Suche nach der Antwort hilfreich sein. Ihre Mama ist Kathleen Feldvoss, geborene Nord, Olympiasiegerin von Seoul 1988 über 200 Meter Schmetterling. Mit ihr und ihren drei Schwestern ist sie vor eineinhalb Jahren aus Daphne (Alabama/USA) nach Magdeburg gekommen. “Mama gibt mir Tipps, aber sie überlässt mir die Entscheidung”, erklärte Emily. Ackenhausen möchte sie indes zur Allrounderin formen: “Wenn sie weiter ihre Beinarbeit verbessert und ihre Rücken-Schwäche abstellt, dann kann sie eine perfekte Lagen-Schwimmerin werden.”
Der Coach sieht Emily als die nächste Athletin des SCM, die den Weg in die absolute Spitze gehen kann. “Sie ist hochtalentiert, ehrgeizig und erfolgsorientiert”, erklärte Ackenhausen. Emily lebt dabei natürlich den Traum von Olympia. Vielleicht schon für die Spiele 2020 in Tokio? Sie nickte kurz, das könnte klappen, “wenn alles gut läuft”, sagte sie, bestätigte auch ihr Trainer. Sie lebt ihren Traum so sehr, dass sie gar keine anderen Interessen hat. Außer lesen vielleicht, naja, manchmal, meinte Emily lächelnd. Eigentlich zählt nur das Schwimmen, das aber immer.
Quelle : volksstimme.de