Von Daniel Hübner
Magdeburg | Vor dem Yachthafen in Abu Dhabi (Emirate) zieht am heutigen Freitag ein Ameisenhaufen durchs Wasser. Arme paddeln durch den Golf von Persien, Beine schlagen auf Tempo. 81 Männer und 49 Frauen sind für den Freiwasser-Weltcup über zehn Kilometer ab 12 Uhr (MEZ) gemeldet – unter ihnen Rob Muffels und Finnia Wunram vom SCM.
Muffels kämpft dabei um seine Chance auf Olympia in Rio, ein Top-Sechs-Rang in diesem deutschen Vorausscheid könnte ihm einen Platz für das eigentliche Qualifikationsrennen in Setubal (Portugal) am 11. Juni sichern (Volksstimme berichtete). Wunram denkt hingegen nicht an Rio. Dafür kann sie sich weder im Freiwasser qualifizieren, noch sind ihre Chancen im Becken sonderlich groß. „Mein Fokus liegt klar in der neuen Saison auf Freiwasser, weil ich da einfach erfolgreicher bin“, sagt sie. Er liegt außerdem auf das Erreichen des B-Kaders, der ihr einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr sichert und der ihr wiederum vieles erleichert auf dem Weg nach Tokio, wo 2020 die Sommerspiele stattfinden. „Tokio ist mein Ziel“, betont Wunram. Und dies von Magdeburg aus: „Ich werde nach dem Abitur beim SCM bleiben.“
Abitur? Da war ja noch was. Am 18. April schreibt Wunram ihre erste Klausur. Sie wird deshalb eine Woche früher die SCM-Gruppe im Höhentrainingslager in Sierra Nevada (Spanien/ab 20. März) verlassen. Sie will „gut durchkommen“ durch den Prüfungsmarathon. Wenn die deutschen Meisterschaften im Becken in Mai in Berlin stattfinden, hat sie den ganzen Stress hinter sich. Und viele Wettkämpfe vor sich.
Wie die nationalen Titelkämpfe im Freiwasser in Hamburg (30. Juni bis 3. Juli), wo sie über zehn Kilometer unter die ersten drei kommen muss für den B-Kader-Status – und unter die ersten zwei, will sie 14 Tage später in Hoorn (Niederlande) bei der Europameisterschaft über diese Distanz starten. Für die fünf Kilometer, über die sie bei der Weltmeisterschaft 2015 Bronze gewann, ist sie bereits gesetzt. „Das ist ein gutes Gefühl, gerade weil mit dem Abitur vieles stressiger ist als in den vergangenen Jahren“, sagt sie.
Ihre EM-Ziele stehen auch schon fest: „Über die fünf Kilometer möchte ich unter die besten zehn kommen, über die zehn noch besser abschneiden“, blickt Wunram voraus. Allerdings wird auf der kürzeren Distanz in Hoorn nicht in der Masse, sondern im Zeitrennen gekämpft: „Für mich ist das eher ein Nachteil, ich schwimme lieber in der Gruppe.“
Wie in Abu Dhabi, mitten im Ameisenhaufen. „Das Wasser ist klar, man kann die Konkurrenz sehen“, erinnert sie sich an das vergangene Jahr, als sie dort Sechste wurde. „Nur auf der Zielgeraden hat mich die Sonne geblendet.“ Vielleicht blendet heute nicht die Sonne bei ihrer Ankunft, vielleicht ist es ja ein strahlender Rob Muffels.
Quelle : volksstimme.de