Von Daniel Hübner
Magdeburg | Irgendwann nach dem Wettkampf war Rob Muffels wieder in den Besitz seines Handys gekommen und hatte einen Blick auf all die Mitteilungen geworfen, die ihm nach seinem verpassten Ziel geschickt wurden. „Es waren vielleicht 20 Nachrichten, in denen stand: Ich soll den Kopf nicht hängen lassen“, zitierte der Schwimmer vom SC Magdeburg lächelnd.
Muffels ließ den Kopf nicht hängen: nicht vor, nicht während, nicht nach dem Freiwasser-Rennen in Abu Dhabi (Emirate) am vergangenen Freitag, in dem er mit Rang 41 über zehn Kilometer eines der beiden Tickets nach Setubal verfehlt hatte (Volksstimme berichtete). Den deutschen Vorausscheid für die Olympia-Qualifikation im Juni in Portugal gewannen Christian Reichert (Wiesbaden) als Sechster und Andreas Waschburger (Saar Max Ritter) als Siebter. „Das war wirklich stark“, lobte Muffels die Gefährten aus dem Deutschen Schwimmverband (DSV).
Sein Resultat war indes „kein Schock“. Er hatte nach einer schwierigen Vorbereitung mit grippalen Infekten sowieso nichts zu verlieren: „Genauso bin ich geschwommen. Aber auf der Schlussrunde haben mich die Kräfte verlassen“, sagte Muffels am Dienstag nach dem Training in der Elbehalle. Und betonte: „Letztlich ist das keine tragische Geschichte.“
Das Kapitel Abu Dhabi ist geschlossen, neue möchten nun geöffnet werden, denn „meine Saison ist noch nicht vorbei“. Sie geht sogar gleich auf zwei Bühnen weiter. Und auf der einen geht es immer noch um Rio – im Becken über 1500 Meter. Anfang Mai in Berlin müssen die DSV-Athleten die Olympia-Normen sowie Platz eins oder zwei für Rio liefern. Für Muffels‘ Distanz bedeutet dies: 15:02,37 Minuten. Seine Bestzeit liegt bei 15:18,82 und ist bereits vier Jahre alt. „16 Sekunden aufzuholen, liegt zwar im Grenzbereich des Möglichen“, sagte der 21-Jährige: „Aber mit Florian Wellbrock habe ich einen starken Trainingspartner, wir spornen uns gegenseitig an. Ich möchte die anderen einfach ärgern.“ Wellbrock und Muffels gegen Ruwen Straub, Sören Meißner (beide Würzburg), Thore Bermel (Elmshorn) oder Henning Mühlleitner (Schwäbisch Gmünd): Sie gehören bei den nationalen Titelkämpfen zum engsten Kreis der Kandidaten im Kampf um Gold und Norm.
Muffels erster Fokus liegt aber weiter auf Freiwasser. Mit Blick auf die EM im Juli in Hoorn (Niederlande), mit Blick auf Olympia 2020 in Tokio und auf die Sommerspiele 2024. Sein Zukunftsplan ist derzeit also auf acht Jahre ausgerichtet – und dies beim SCM. „Ich habe eine gute Trainingstruppe, mit Bernd Berkhahn einen guten Trainer, mit Verein und Olympia-Stützpunkt ein gutes Umfeld. Und ich möchte ein Studium beginnen und es neben dem Sport erfolgreich absolvieren.“
Psychologe will Muffels werden. Einer, der zumindest stundenweise am Tag so klar mit sich ist, dass er Probleme anderer verstehen kann. Einer, der vielleicht Kurznachrichten schickt, in denen steht: „Nicht den Kopf hängen lassen.“ Bis zu diesem Rollentausch vergehen aber noch Weltmeisterschaften und Sommerspiele mit Muffels in Badehose. Oder wie er erklärte: „Meine Zeit hat gerade erst angefangen.“
Quelle : volksstimme.de