Von Daniel Hübner
Magdeburg | Franziska Hentke ist eine „Wundertüte“, wenn es um die 100 Meter Schmetterling geht, sagt ihr Trainer Bernd Berkhahn. Sie versuchte schon in den vergangenen Jahren, sich auf dieser Strecke für Großereignisse zu qualifizieren. Aber es scheiterte immer an der halben Sekunden zwischen ihrer Bestzeit (58,81 Sekunden) und der vom Deutschen Schwimmverband (DSV) vorgegebenen Norm. Eine halbe Sekunde muss sie nun auch bei den nationalen Titelkämpfen im Berliner Europa-Sportpark aufholen, will sie über diese Distanz bei den Olympischen Spielen in Rio antreten. Das Finale bei den am Donnerstag beginnenden Meisterschaften wird zum Abschluss am Sonntag gestartet.
„Eine halbe Sekunde ist eine Menge Zeit für 100 Meter“, erklärte Hentke am Montag in der Elbehalle, wo sich die 21 SCM-Teilnehmer in Berlin zum kulinarischen Abend mit allerhand Nudelspezialitäten trafen. Um das Rio-Ticket in einer anderen Disziplin muss sie sich indes nicht sorgen. „Wenn ich gesund starten kann, mache ich mir über die 200 Meter Schmetterling keine Gedanken“, betonte Hentke. Sie ist gesund, seit ihrer schweren Erkältung im März hat sie keine Beschwerden mehr. Und die A-Final-Norm steht bei 2:09,16 Minuten, das sind fast drei Sekunden über ihrer Bestzeit (2:05,26): „Das bin ich schon eine Million Mal geschwommen.“ Am Sonnabend werden die Rennen auf ihrer Paradestrecke gestartet.
Weil Hentke zum DSV-Elitekader gehört, muss sie zum zweiten Teil der Olympia-Qualifikation, den German Open vom 5. bis 8. Juli in Berlin, nicht mehr antreten. Dort verlangt Bundestrainer Henning Lambertz von seinen Rio-Kandidaten eine Bestätigung der gezeigten Leistungen mit leicht abgeschwächten Zeitvorgaben.
Natürlich will sie bei den Titelkämpfen trotzdem „schnell schwimmen“, nicht nur des Rio-Tickets wegen. „Mein Minimalziel sind 2:06 Minuten“, betonte Hentke. Damit würde sie im internationalen Maßstab 2016 in die Top Ten vorpreschen und der Konkurrenz ein Zeichen senden. Das Ranking wird angeführt von Madeline Groves (Australien) mit 2:05,47 Minuten, es folgen mehrere Damen, die bereits eine 2:06 erzielt haben.
„Das sind schon starke Zeiten, und es ist auch ein breites Feld“, sagte Hentke. „Aber keine hat ein Ergebnis hingelegt, von dem ich sagen würde, es ist für mich nicht machbar. Und letztlich kann ich die Leistungen der anderen nicht beeinflussen.“
Es geht nur um die eigene Leistung, und wenn in Berlin „eine neue Bestzeit für mich rausspringt, dann würde ich mich auch freuen“, erklärte die 26-Jährige. Trainer Berkhahn weiß: „Sie ist fitter als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres“ – und zumindest über die 200 Meter Schmetterling alles andere als eine „Wundertüte“.
Quelle : volksstimme.de