Von Daniel Hübner
Aurelie Muller ist eigentlich hart im Nehmen. Wellen und Kälte können der Französin so schnell nichts anhaben. Aber am Sonntag in Hoorn (Niederlande) hat auch sie an Unterkühlung gelitten, derart zitternd stand die Weltmeisterin nach ihrem zeitgleichen Sieg mit der Italienerin Rachele Bruni bei der Freiwasser-Europameisterschaft über die zehn Kilometer zum Interview vor laufender Kamera.
Auch Finnia Wunram suchte sogleich die Wärme, nachdem sie dem Hafenbecken vor dem Markermeer entstiegen war. „Das war etwas zu kalt“, sagte die 20-Jährige vom SC Magdeburg, die den sechsten Platz belegte, über kühle 17,5 Grad Wassertemperatur. „Man konnte wegen der hohen Wellen kaum die Bojen sehen“, resümierte Wunram die schwierigen Bedingungen: „Aber ich bin mit meinem Ergebnis sehr zufrieden.“ Ihr Teamgefährte Rob Muffels schlug knapp vier Stunden später im Männer-Rennen als Zwölfter an, mit nur 7,7 Sekunden Rückstand auf Sieger Ferry Weertman (Niederlande).
„Endlich wieder eine starke Leistung über zehn Kilometer“, freute sich Trainer Bernd Berkhahn für Muffels, der in einer schwierigen Saison das Olympia-Ticket für Rio verpasst hatte. „Nach dem verkorksten Jahr war es ein sehr gutes Rennen – der beste Zehner, den ich bisher geschwommen bin“, ergänzte Muffels. Berkhahn lobte zudem Wunram: „Sie hat trotz ihrer schlechten Ausgangslage ein starkes Finish gezeigt.“ Wunram lag auf der abschließenden vierten Runde zunächst an letzter Position des großen Spitzenfeldes, überzeugte aber mit der drittschnellsten Zeit auf dem 2,5 Kilometer langen Abschnitt.
Auf diesem hatte Sharon van Rouwendaal lange das Ziel als Erste im Blick. Doch die Titelverteidigerin schwamm im heimischen Gewässer an der Markierungsleine des Zieltrichters vorbei und musste umkehren, um in den Korridor zu gelangen. Sie wurde letztlich Vierte. Das Missgeschick unterlief zudem der Ungarin Eva Rysztov, die als Dritte angeschlagen hatte, allerdings einfach unter der Markierung durchgetaucht war und deshalb disqualifiziert wurde.
Dieses Schicksal ereilte auch Isabelle Härle (SG Essen), die bei ihrer Generalprobe für Rio als Sechste nachträglich aus der Wertung genommen wurde. So rückte Wunram vom ursprünglich achten Platz beim Anschlag mit 2:07:11,6 Stunden auf Rang sechs vor. 11,5 Sekunden trennten sie von beiden Siegerinnen.
Bei den Herren schlug Muffels als bester Deutscher mit 1:55:28,3 Stunden an. Es folgten Andreas Waschburger (17.) und Felix Bartels (28./beide Saarbrücken). Muffels hatte sich von Platz 29 nach der ersten Runde an die Spitze des Feldes nach der dritten vorgekämpft. „Aber dann habe ich einen kleinen taktischen Fehler gemacht und bin vom Feld überrollt worden“, sagte er. „Sonst hätte ich eine bessere Platzierung erzielt.“ Der 21-Jährige musste in einem packenden Finale Weertman sowie Marc Antoine Olivier (Frankreich) und Jack Burnell (Großbritannien) ziehen lassen. Burnell sicherte sich mit 0,6 Sekunden hinter Weertman Silber, Olivier (1,0) holte Bronze – alles Namen, die im Finale von Rio ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen werden.
Quelle : volksstimme.de