Von Daniel Hübner
Sie stand schon im Athletendorf vor der überdimensional großen Fünf-Ringe-Skulptur, sie stand schon im Olympic Aquatics Stadium vor dem Becken: Franziska Hentke hat die ersten Tage nach ihrer Ankunft am Montag in Rio de Janeiro zu einem Rundgang durch ihren insgesamt dreiwöchigen Alltag bis zur Abschlusszeremonie genutzt. Am Sonnabend nun gibt sie ihre Premiere bei Sommerspielen: Die 27-Jährige vom SC Magdeburg bestreitet ihren Vorlauf über 400 Meter Lagen.
Die Strecke ist für Hentke keine unendliche Weite, aber sie birgt ein Hindernis: das Rückenschwimmen. Brust ist gut, Schmetterling ist super, Freistil ist stark – aber auf dem Rücken verliert sie die eine oder andere Sekunde auf die Konkurrenz. Womöglich wird das im Vorlauf (um 19.38 Uhr/MESZ) nicht anders sein. Aber die Lagen dienen sowieso „in erster Linie zum Einschwimmen“, sagte Hentke. Sie will sich ein Gefühl fürs Wasser holen – und zwar in Vorbereitung auf ihre Paradedistanz, die 200 Meter Schmetterling, die sie am 10. und 11. August bestreitet.
Hentke denkt erst gar nicht ans Lagen-Finale. Sie ist als 22. der Weltrangliste mit ihrer Bestzeit von 4:38,56 Minuten nach Rio gekommen. Unangefochten angeführt wird das Ranking von Goldfavoritin Katinka Hosszu (Ungarn/4:29,89). „Ich möchte eine neue Bestzeit erzielen“, lautet Hentkes Ziel. Der Endlauf steigt jedenfalls am Sonntag um 3.49 Uhr. In jedem Fall wird sie in der 15 000 Zuschauer fassenden Halle erstmals eine Atmosphäre spüren, wie sie nur Olympia zu bieten hat. Wie sich das anfühlen könnte, „darüber habe ich mit einigen Leuten gesprochen“, berichtete Hentke: „Aber ich versuche es einfach zu sehen wie jedes andere große Ereignis.“
Expertentipp von …
… Bernd Henneberg (70), langjähriger Stützpunktleiter in Magdeburg, Coach der Olympiasiegerinnen Dagmar Hase und Kathleen Nord (heute Feldvoss) sowie der fünfmaligen Bronzemedaillen-Gewinnerin Antje Buschschulte vom SCM und zwischen 2008 und 2012 Trainer von Franziska Hentke:
„Die 400 Meter Lagen ist nicht Franzis Paradedisziplin. Trotzdem hat sie sich auf dieser Strecke in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass sie eine 4:38,56 Minuten wie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften schwimmen kann. Ihr Problem ist die Rückendisziplin, dort verliert sie vier, fünf Sekunden. Trotzdem: Kann sie in Rio noch einmal vier Sekunden schneller schwimmen, dann ist durchaus auch die Finalteilnahme möglich.“
Quelle : volksstimme.de