Von Daniel Hübner
Magdeburg | Stabsunteroffizier Franziska Hentke meldet sich zum Dienst. Vom 15. November bis 20. Dezember muss die 27-Jährige ihren obligatorischen Lehrgang bei der Bundeswehr in Warendorf absolvieren. Das Gute daran: Sie kann dort trainieren, wenn auch in reduziertem Umfang. Das Schlechte daran: Die Kurzbahn-Saison, die sie an diesem Donnerstag ins norwegischen Stavanger führt, fällt für die Schwimmerin des SCM bedeutend schmaler aus als in den vergangenen Jahren. „Das macht mich schon ein bisschen traurig“, erklärte Hentke. „Aber die Bundeswehr ist mein Arbeitgeber und unterstützt mich bereits seit sechs Jahren. Solche Lehrgänge gehören dazu, das muss ich akzeptieren.“
Sie muss deshalb auch akzeptieren, dass die Weltmeisterschaft in Windsor (Kanada) Anfang Dezember ohne sie stattfindet. Sie muss deshalb akzeptieren, dass sie bei der deutschen Meisterschaft (17. bis 20. November) nur am Sonnabend und Sonntag starten wird. Wenn ihre Hauptstrecken also bereits über die Bühne gegangen sind. Stattdessen startet sie über die 1500 Meter Freistil. Seit dem vergangenen Wochenende hat sie dafür sogar eine Zeit im Statistikbuch des Deutschen Schwimmverbandes stehen: 16:22,97 Minuten ist Hentke beim 28. Dompfaff Pokal in Fulda geschwommen. Der SCM hatte dort die Mannschaftswertung für sich entschieden.
Über die 200 Meter Schmetterling war Hentke mit 2:09,22 Minuten noch weit von ihrer Bestzeit entfernt. Trotzdem schätzte sie nach erst fünf Wochen zurück im Training ein: „Die Form ist an sich wieder da. Wir haben aber sehr viel Krafttraining absolviert, deshalb waren die Muskeln müde. Aber technisch sah es schon gut aus.“ Man ist ja geneigt zu glauben, in der nacholympischen Saison läuft auch bei der Europameisterin die Vorbereitung etwas entspannter. „Nein“, erklärte Hentke jedoch. „Wenn man es richtig macht, ist es genauso anstrengend wie vor den Sommerspielen.“
Anstrengend ist auch ihr Programm beim North Sea Swim Meeting in Stavanger. Im Spätsommer hatte sie eine Schiffsreise gemacht entlang der Fjorde und beim Zwischenstopp in Stavanger die Schwimmhalle gesucht – und gefunden. „Sie ist gleich in Hafennähe“, berichtete Hentke. Dort startet sie von Freitag bis Sonntag über 100 und 200 Meter Schmetterling, 100, 200 und 400 Meter Lagen sowie 400 und 800 Meter Freistil. Letztere Distanz möchte sie gerne in ihr Programm für die neue Saison aufnehmen. „Es ist gut, mal Abwechslung reinzubringen“, so Hentke. Zumal sich das bislang sehr ausgezahlt hat: Bei den letzten beiden Kurzbahn-Weltcups der abgelaufenen Saison in Chartres (Frankreich) und Berlin hatte Hentke über diese Distanz gewonnen.
Ein besonderes Ziel hat sie sich über die längste Becken-distanz bei den Frauen dennoch nicht gesetzt: „Vielleicht kann ich die Etablierten ein bisschen ärgern“, sagte sie lächelnd. Eine Vorgabe gibt es auch über ihre Paradedistanz 200 Meter Schmetterling noch nicht, außer: „Ziel ist die Weltmeisterschaft in Budapest.“ Die wird im Juli 2017 stattfinden.
Aber zunächst meldet sich Stabsunteroffizier Hentke zum Dienst. Und deshalb „will ich das Beste aus der Zeit bis zum Jahresende machen“. Für Franziska Hentke beginnt die Saison eigentlich erst im Januar.
Quelle : volksstimme.de