Von Daniel Hübner
Magdeburg | Leistungssport und Schule passen nicht unter jeden Hut. Beides zusammen bedeutet viele Entbehrungen in der Freizeit, vor allem aber Disziplin und Geduld mit sich selbst. Der Schwimmer Lukas Märtens vom SCM hat sich mit seinem Alltag längst arrangiert. Als Sportgymnasiast besucht der 17-Jährige die Streckerklasse – bis zur 13. also. Die Volksstimme hat seine Woche protokolliert.
Aufstehen
So ein Familienhaushalt mit Oma Helma, Mama Anja, Papa Henning und Schwester Leonie will natürlich organisiert sein. Dafür steht Lukas Märtens an drei Tagen gern besonders früh auf. Ein Morgenmuffel ist er ja sowieso nicht. Am Montag, Mittwoch und Freitag also um 5.15 Uhr, wenn er gemeinsam mit Leonie zum Morgentraining in die Elbehalle fährt, am Dienstag und Donnerstag reicht der Sprung aus den Federn um 6 Uhr, um 7 Uhr ist dann Schulbeginn. Ohne kulinarische Stärkung geht es allerdings an allen Tagen nicht: Zum Frühstück verzehrt Lukas Märtens Cornflakes oder auch – gerade in Wettkampfphasen – Früchteshakes. “Die machen auch gut satt”, sagt er lächelnd.
Training
Zwischen der Erwärmung und dem Sprung ins Becken, wahlweise um 6.30 oder 9.00 Uhr, steht der 17-Jährige vor der Tafel, an die sein Coach Stefan Döbler Anweisungen zur Einheit geschrieben hat. Wenn er dann die fünf Buchstaben “B-R-U-S-T” liest, empfindet er das durchaus als “Bestrafung”, sagt Märtens und lacht. Grundsätzlich “komme ich nicht schwer ins Training, außer ich bin am Abend zuvor etwas länger wach geblieben, dann bin ich etwas tranig”, berichtet er. “Aber Brustschwimmen ist ein Problem, weil ich die Beinbewegung nicht so gut kann, das tut mir irgendwann weh in der Leiste.” Deswegen ist er auch kein “Frosch”-Schwimmer, sondern ein Freistil- und Rückenspezialist geworden.
Schule
Früher konnte man Lukas Märtens in der Schule jagen – mit Mathematik, mit Vergleichsrechnungen, mit Radius- und Volumenberechungen. “Aber seitdem ich Nachhilfe habe”, berichtet der Elftklässler vom Sportgymnasium, “läuft es gut.” Nachhilfe hat er jeden Mittwoch, am einzigen freien Trainingsnachmittag in der Woche. Dafür hält sich die Zahl der Schulstunden in Grenzen: Montag drei, Dienstag vier, Mittwoch vier, Donnerstag und Freitag jeweils fünf. Der Grund: Lukas Märtens besucht die Streckerklasse, damit ist ihm Freiraum zum Training gegeben. Was ihn allerdings nicht von Hausaufgaben befreit. Die muss er meist gegen 19.30 Uhr am Abend erledigen. “Dafür brauche ich eine halbe bis dreiviertel Stunde.”
Freizeit
Fragt man einen Leistungssportler nach seinen Hobbys, erhält man eine äußerst begrenzte Anzahl von Antworten. Freunde treffen, mal ins Kino gehen, vor allem aber: Playstation. Das ist bei Lukas Märtens nicht anders. Und viel mehr Zeit bleibt in seinem Leben auch nicht. Damit also gleicht er die anderen geistigen und physiologischen Herausforderungen des Tages aus. Auch mit Videoschau im Internet. “Am Wochenende spiele ich noch Fußball in unserem Garten”, ergänzt er. Und außerdem: “Es ist auch gar nicht so lange her, dass ich das letzte Buch gelesen habe”, sagt Märtens. Zum einen “The Giver”, einen Jugendroman der amerikanischen Schriftsstellerin Lois Lowry – und zwar in Englisch. Zum anderen “Faust” von Johann Wolfgang von Goethe. Alles für die Schule. “,Faust’ hat mir Spaß gemacht”, sagt Märtens. Er hat dabei wirklich nicht gelacht.
Schlaf
Um 21 Uhr wird es Zeit für den gesunden Schlaf eines Leistungssportlers. Kommt Märtens schwer ins Bett? “Ich bin abends immer noch recht energiegeladen.” Mit Videos oder dank einer Filmplattform im Internet wirft er sich den imaginären Sand in die Augen. Spätestens um 21.30 Uhr aber wird es Zeit für Träume: von Siegen, Medaillen und Olympia.
Quelle : volksstimme.de