KIEL-SCHILKSEE | Die musikalische Untermalung bei der Siegerehrung verdeutlichte noch einmal, was für eine Erfolgsgeschichte die fünfte Station des LEN Open Water Cups in Kiel für die heimischen Freiwasserschwimmer*innen gewesen war. Gleich zweimal erklang am Freitag die deutsche Hymne, zunächst für Linus Schwedler (SC Magdeburg) als Sieger bei den Männern über zehn Kilometer in 2:11:17,78 Stunden und kurz darauf auch für die schnellste Frau des Tages, Jeannette Spiwoks (SG Essen), die sich in 2:26:41,35 überlegen durchsetzte. Als Zweite und Dritte des Frauen-Rennens komplettierten Lara Seifert (SC Magdeburg/2:28:41,84) und Marlene Blanke (SC Magdeburg/2:28:46,41) einen äußerst gelungenen Tag für das Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV).
Für den erst 17-jährige Schwedler war es der erste Erfolg bei einem Europacup-Event. Im Schlusssprint rang er dabei niemand Geringeren als den Ukrainer Mykhailo Romanchuk (2:11:19,70) nieder, immerhin Europameister über 1500m Freistil im Becken und in diesem Jahr im Freiwasser auch WM-Dritter über 5km. „Mischa tut mir schon ein wenig leid, er hat sieben Runden die Arbeit gemacht, dann habe ich nur noch übernommen, was er begonnen hatte. Ich dachte mir beim Schlussspurt, wann wenn nicht jetzt soll es passieren“, sagte der Sieger. Platz drei ging an den Italiener Andrea Filadelli (2:11:57,74).
Selbst für einen so erfahrenen Schwimmer wie Romanchuk stellte das wellige Terrain der Kieler Förde mit zunehmend auffrischendem Wind eine Herausforderung dar. „Es war schwierig mit meiner Technik und meiner Wasserlage bei diesen Wellen, ich bin aber nicht unzufrieden mit meinem finalen Saisonrennen. Nach der EM bin ich natürlich nicht mehr ganz in Bestform, aber ich konnte hier mal ganz andere Bedingungen testen“, sagte er. Der 26-Jährige will in Zukunft noch deutlich häufiger 10km-Rennen bestreiten, auch um auf diese Weise noch mehr Möglichkeiten auf Erfolge zu haben. Schwedler wiederum nutzte den Europacup auch als letzten Test für die bevorstehenden Weltmeisterschaften der Junior*innen (16. – 18. September). „Die Generalprobe für die JWM auf den Seychellen ist definitiv gelungen“, meinte er zufrieden.
Während das Rennen der Männer also erst auf den letzten Metern entschieden wurde, konnte sich Spiwoks bei den Frauen schon deutlich früher vom Rest des Feldes absetzen. Nachdem sich die Spitzengruppe von anfangs fünf Schwimmerinnen zunächst auf ein Trio reduziert hatte – neben Spiwoks auch noch Seifert und Blanke –, zog die WM-Neunte von Budapest (HUN) über 5km ab der sechsten von insgesamt acht Runden bald einsam ihre Runden. „Ich wollten die letzten drei Runden angreifen, habe aber gar nicht gemerkt, wann die anderen abgefallen sind. So ein Heimsieg ist schön, ich hatte mich genau deswegen für den Start in Kiel entschieden, obwohl ich auch beim Weltcup in Kanada starten hätte können. Ich finde es cool, dass wir wieder mal einen Europacup in Deutschland haben“, so die Gewinnerin.
Für die Essenerin war es nach Barcelona (ESP) 2021 bereits ihr zweiter Triumph im Europacup. Hinter ihr wären Seifert und Blanke am Ende sogar fast noch am Zielkorridor vorbeigeschwommen, bemerkten ihr Missgeschick aber zum Glück noch rechtzeitig. „Ich habe nur die Anschlagtafel gesehen, aber dann haben alle gepfiffen. Da wusste ich, irgendetwas stimmt hier nicht und habe kurz angehalten, die Boje gesehen und dann den richtigen Weg zum Ziel genommen“, erklärte Seifert.
Text: Deutscher Schwimm-Verband e.V. – Fotos: Christian Gold Fotografie für den DSV