Von Daniel Hübner
Magdeburg | Rob Muffels muss am Donnerstag noch seinen Eid ablegen, dann ist die Grundausbildung bei der Bundeswehr in Hannover für ihn beendet. Und dann ist er froh, “dass ich auch diesen Abschnitt abhaken kann“. Tags darauf steigt er sogleich in den Flieger, der ihn ins Höhentrainingslager nach Sierra Nevada (Spanien) bringt, wo den Schwimmer des SC Magdeburg bereits sein Coach Bernd Berkhahn erwartet. Für Muffels ist es der scharfe Start in die Olympia-Saison. Seit ein paar Wochen ist klar, dass auch der Freiwasser-Vizeweltmeister über fünf Kilometer die Chance erhält, das Ticket für Rio 2016 zu lösen. Muffels sagt: „Ich habe mich gefreut, dass ich das Vertrauen vom Deutschen Schwimmverband (DSV) bekommen habe.“
Es wird ein langer und harter Weg bis an die Copacabana, der Weg führt über zwei Etappen: Muffels kämpft zunächst beim Weltcup in Mexiko im Frühjahr, der wohl im Yucatan Channel vor Cancun ausgetragen wird, mit Christian Reichert (Wiesbaden) und Andreas Waschburger (Saar Max Ritter) um die beiden deutschen Startplätze beim Olympia-Qualifikationsrennen in Setubal (Portugal) im Juni über die zehn Kilometer. Dort kann nur der beste DSV-Athlet das Ticket lösen. Nach seinen Erfolgen bei der WM in Kasan (Russland), wo er zudem Gold im Teamrennen gewann, geht Muffels die Aufgabe „selbstbewusst, aber nicht überheblich“ an, betont er. „Ich habe gezeigt, dass ich zum Höhepunkt in einer sehr guten Form sein kann.“
Eigentlich war der 20-Jährige nicht mehr auf das offene Meer eingestellt, eigentlich „hatte ich mich auf Tempo vorbereitet“. Die Alternative im Kampf um Rio wären nämlich 1500 Meter im Becken gewesen. „Jetzt müssen wir eben Tempo im Freiwasser machen“, sagt er.
Beide Disziplinen hatte erst einer erfolgreich absolviert auf der internationalen Bühne: Der Tunesier Oussama Mellouli gewann bei Olympia 2012 im Freiwasser Gold und im Becken Bronze. Seitdem konnte der 31-Jährige keinen großen Sieg mehr verbuchen.
Für beide Strecken wird der 1,88 Meter große Muffels also nicht trainieren. „Auf diesem hohen Niveau muss man sich entscheiden“, betont Berkhahn. Zwar gebe es identische Trainingsinhalte für beide Strecken, aber auch jene, „die absolut kontraproduktiv sind“.
Muffels muss überhaupt zunächst einen Rückstand aufholen: Während der Grundausbildung „habe ich statt der normalen zehn nur fünf Einheiten pro Woche trainiert“, berichtet er. Er will nun die zwölf Tage in Spanien optimal nutzen und danach den Effekt in der Höhenkammer der Uni Magdeburg verlängern. Nur vor den wichtigen Rennen „brauche ich eine muskuläre Erholung“. Das hat die Analyse der abgelaufenen Serie ergeben, als er die WM-Qualifikation über die zehn Kilometer verpasst hatte. „Zirka 14 Tage vor dem Start müssen die Trainingsumfänge systematisch reduziert werden, ohne das Ausdauerniveau zu verlieren.“ Berkhahn würde jetzt sagen: Ja, Schwimmen ist eine Wissenschaft für sich.
Quelle : volksstimme.de