Von Daniel Hübner
Magdeburg | Nach seinem ersten Rennen hatte Paul Nitschke dicke Beine. Deshalb rutschte er zunächst die geflieste Hallenwand hinunter in die entspannte Sitzposition und lächelte dann erleichtert ob der Momente, die er soeben bei seiner Bestzeit von 4:25,33 Minuten über die 400 Meter Lagen erlebt hatte. Er berichtete: „Nach 100 Metern Schmetterling war alles okay, nur das Brustschwimmen ist das Schlimmste für mich. Aber es ist wirklich toll hier.” Der Auftakt auf seiner Nebenstrecke und zu seinen ersten deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal am vergangenen Donnerstag war letztlich die perfekte Einstimmung auf das, was noch folgen sollte. Für ihn und auch für Laura Kelsch.
Dunkerque im Visier
Beide gehören zum hoffnungsvollen Nachwuchs des SC Magdeburg, mit dem der Verein auch noch weit über die Olympischen Spiele in Tokio 2020 hinaus planen kann. Dazu gehören außerdem Emily Feldvoss, Jana Barrasch, Lotta Steinmann, Marius Zobel oder Paul Gärtner, die sich in Wuppertal mit sehr guten Leistungen bis hin zu Bestzeiten präsentierten. „Für sie ging es darum, viel zu lernen und zu sehen, was ihnen noch fehlt“, sagte Trainer Bernd Berkhahn. Nitschke und Kelsch wollten indes herausfinden, wo sie im nationalen Feld stehen. Fazit Nr. 1: Sie haben kräftig mitgemischt. Fazit Nr. 2: Sie haben die Junioren-Europameisterschaften 2016 in Dunkerque (Frankreich) fest im Visier.
Kelsch hält das Tempo
Nitschke, 17 Jahre, belegte am Sonnabend über 200 Meter Schmetterling den achten Platz in 1:58,64 Minuten. Kelsch, 16, erreichte sogar Rang vier über 50 Meter Brust in 31,37 Sekunden. Für beide war es ein zeitlicher Quantensprung in der Schwimmoper, Nitschke verbesserte seine bisherige Bestzeit um 3,38 Sekunden, Kelsch um 0,51. Aber mehr als dieser Rekord beeindruckte das Auftreten der Junioren-Vizeeuropameisterin. „Man merkt, dass Laura sehr akribisch an den Feinheiten arbeitet“, lobte Berkhahn den Schützling von Coach Stefan Döbler. „Sie hat sich vermehrt um ihre Ausdauer gekümmert, was man auf den letzten Metern gut gesehen hat. Sie war in der Lage, länger als die Konkurrenz ein höheres Tempo zu gehen und an die Spitze ranzurutschen.“
Viel schneller als 2014
Kelsch wäre gerne sechs Hundertstel schneller geschwommen: „Das wäre ein neuer Altersklassenrekord gewesen“, wusste sie. Den hält Margarethe Hummel (Berlin) mit 31,32 Sekunden. Egal. „Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Und ich hatte das Gefühl, dass das Finale viel schneller war als im letzten Jahr“, staunte Kelsch, die zudem jeweils Achte über 100 Meter Lagen und Brust wurde. Sie staunte zu Recht: 2014 an selber Stelle sprinteten alle im Endlauf, den sie als Fünfte beendet hatte, eine halbe Sekunde langsamer.
Arbeit an der Eleganz
Zufrieden war auch Nitschke nach dem Finale über 200 Meter Schmetterling. „Ich war hier mit dem Ziel angetreten, unter zwei Minuten zu bleiben, das habe ich geschafft“, freute er sich. „Paul hat sich prima entwickelt, und er hatte seine Leistung bereits im Training angedeutet“, so Berkhahn. „Jetzt fehlt es ihm noch an Geschmeidigkeit, an Eleganz. Aber da sind wir dran.“
Neue Motivation für Dahrendorff
Verlieren wird Berkhahn dagegen Henrik Dahrendorff. Dabei ist er ein Beispiel dafür, dass sich Geduld lohnt. „Ich hatte ein Seuchenjahr, kann aber seit einigen Wochen wieder richtig gut trainieren“, so der 19-Jährige, der in Wuppertal über 50, 100 und 200 Meter Brust seine alten Bestmarken deutlich unterbot. Aber nach der Saison und nach drei Jahren beim SCM wechselt der gebürtige Beckumer nach Tampa (USA). Ein Stipendium macht‘s möglich. Was er am College studieren wird, weiß er noch nicht. „Aber ich werde im Leistungssport auf jeden Fall weitermachen.“ Wuppertal hat auch ihm neue Motivation für die Zukunft gegeben.
Quelle : volksstimme.de