Von Daniel Hübner
Magdeburg | Bei jedem Treffen mit Marius Zobel beschleicht einen das Gefühl, der ewige Hüne ist noch hünenhafter geworden. Tatsächlich aber hat sich der Körper des 18-Jährigen vom SC Magdeburg vor drei Jahren entschieden, einem weiteren Wachstum zu entsagen. Die Frage nach seiner Größe findet Zobel deshalb entweder witzig oder ermüdend, so genau weiß man das nicht. In jedem Fall antwortet er stets freundlich: Es sind immer noch 2,05 Meter.
Und diese 2,05 Meter, von der Haarspitze bis zum Zeh, erleben in dieser Saison eine Premiere. Erstmals startet er bei einer Europameisterschaft der Elite. In Glasgow (Schottland/2. bis 12. August) ist er ein Teil der 4×200-Meter-Freistilstaffel. „Das kam schon etwas unerwartet“, sagt der Zwölfklässler vom Sportgymnasium.
Einsatz zunächst im Vorlauf
Es sollte ja ein Lehrjahr werden für Zobel. Aus dem Junioren-Alter ist er raus, der Abstand zur nationalen Spitze war 2017 noch zu groß. Seit den Swim Open in Stockholm im April ist dieser aber geschrumpft, mit persönlichem Rekord von 1:48,20 Minuten über die 200 Meter steht er auf Rang fünf der deutschen Rangliste. Da der beste deutsche Kurzsprinter Damian Wierling (Essen/Rang zwei mit 1:47,47) etliche Starts in Glasgow haben wird, hat sich Bundestrainer Henning Lambertz entschieden, Zobel zunächst im Vorlauf einzusetzen und danach die finale Staffel endgültig zu benennen. Die weiteren Mitglieder heißen: Jacob Heidtmann (Elmshorn/1:47,29), Henning Mühlleitner (Neckarsulm/1:47,80) und Poul Zellmann (Essen/1:48,07).
Damit hat sich das harte Training mit mehr Umfängen und mit Fokus auf die Technik gelohnt. Zum Beispiel hat er am effektiven Einsatz seiner opulenten Spannweite (2,10 Meter) gearbeitet. „Manchmal wird er zu ungeduldig, dann nimmt er die Hand zu früh raus“, so Berkhahn. Verbessert hat er ganz sicher seine Beinarbeit. „Die Beine produzieren weniger Laktat.“ Die Übersäuerung setzt später ein, Zobel hält länger durch. „Er ist jetzt sehr konstant in den Geschwindigkeiten“, sagt der Coach. Auch Zobel spürt die Weiterentwicklung: „Ich merke selbst, dass ich ökonomischer vorwärtskomme.“ Sechs Bestzeiten in 2018 sind das bisherige Ergebnis.
Für einen Start bei den Sommerspielen in Tokio reicht das allerdings noch nicht. Um 2020 in Japan zur Staffel zu gehören, muss Zobel eine Zeit um die 1:46 Minuten anbieten, das heißt: Pro Jahr müsste er sich um etwa eine Sekunde steigern. Von Zobel wird also weiterhin Ausdauer im Training verlangt. „Marius ist kein Ästhetiker“, sagt Berkhahn. „Er muss sich vieles hart erarbeiten.“ Die Arbeit wird er fortsetzen in der Höhe der Sierra Nevada (Spanien). Dort beginnt für ihn am heutigen Mittwoch die EM-Vorbereitung.
Quelle : volksstimme.de