Deutsche Kurzbahnmeisterschaft Wuppertal

Volksstimme vom 24.11.2014

Prädikat “durchwachsen”

Franziska Hentke vom SCM hat zum Abschluss der deutschen Kurzbahn-Meisterschaften zwei Bronzemedaillen gewonnen und ĂĽber 800 Meter Freistil zudem die WM-Norm geknackt. Sie startet in Doha im Dezember dennoch allein ĂĽber die 200 Meter Schmetterling. Poul Zellmann sicherte sich in Wuppertal einen starken vierten Platz ĂĽber 400 Meter Freistil.

Um das Leiden der Franziska Hentke zu beschreiben, muss man sich folgende Szene vom Freitag in der Wuppertaler Schwimmoper vor Augen führen: Sie ereignete sich im Vorlauf über 200 Meter Lagen, beim Wechsel von der Disziplin Rücken in die Disziplin Brust. Die 25-Jährige glitt der Wand so langsam entgegen, dass ihr Trainer Bernd Berkhahn sich zum spontanen Kopfschütteln genötigt sah. Sie hatte dadurch Zeit, viel Zeit, zur WM-Norm und zu ihrer Bestmarke verloren.
Die Wende, das allseits ungeliebte Element der Schwimmer, hat Franziska Hentke mehrfach um ein besseres Resultat gebracht bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften. Das nervt Hentke, das nervt ihren Trainer. Die Wende konnte aber nicht verhindern, dass der SCM-“Schmetterling” die Titelkämpfe dennoch mit vier Medaillen abschloss: Gold und WM-Norm ĂĽber 200 Meter Schmetterling, Bronze ĂĽber 200 Meter Lagen (Volksstimme berichtete) sowie zum Abschluss am Sonnabend ĂĽber 800 Meter Freistil in Bestzeit (8:30,02 min.) und 100 Meter Schmetterling (58,64 sek.). “Ăśber die 100 Meter war es zwar Saisonbestzeit, aber zufrieden bin ich damit nicht”, sagte Hentke, die ihren Meisterschaften das Prädikat “durchwachsen” ausstellte. “Sie hat im Finale die Wenden verhauen, sich aber immer wieder rangekämpft”, berichtete Coach Berkhahn. Bis zur Weltmeisterschaft in Doha (Katar/3. bis 7. Dezember) wird sie konsequent am Problem arbeiten, bestätigten Athletin und Trainer. “Was nicht gut war, muss abgestellt werden”, so Hentke.

Die Norm fĂĽr die WM hat sie auch ĂĽber die 800 Meter Freistil geschafft, was “im Vorfeld fĂĽr mich völlig abwegig war”, so Berk- hahn, “was fĂĽr mich absolut ĂĽberraschend kam”, so Hentke. Da die Spezialistinnen Sarah Köhler (Frankfurt/8:17,89) und Leonie Beck (WĂĽrzburg/8:25,14) noch schneller waren, wird es fĂĽr Hentke bei 200 Meter Schmetterling in Doha bleiben.

Durchwachsen ist es fĂĽr alle zehn Athleten des SCM gelaufen irgendwie, es gab Momente der Enttäuschung, es gab Momente des Jubels. Daria Berestov jubelte am Donnerstag ĂĽber ihre Bestzeit beim elften Rang ĂĽber 100 Meter Brust und war am Sonnabend enttäuscht ĂĽber 2:30,54 Minuten mit Rang zehn ĂĽber die doppelte Distanz. Laura Kelsch war zum Abschluss zufrieden mit Platz 14 und 1:03,60 Minuten ĂĽber 100 Meter Lagen, ebenso wie Julia Thiemann mit Rang zwölf ĂĽber 50 Meter Freistil in 25,76 Sekunden: “Zuvor war Julia noch die 800 Meter Freistil geschwommen, dass sie dann in die Nähe ihre Bestzeit sprintet, ist wirklich eine gute Leistung”, meinte Berkhahn.

GrĂĽne Kappe, guter Rhythmus, schnelle Zeit: Poul Zellmann sicherte sich nach Platz fĂĽnf ĂĽber 800 und 1500 Meter den vierten Rang ĂĽber 400 Meter Freistil. | Foto: Joseph Kleindl

Und die Männer? Poul Zellmann hat zum Ende seines Mammutprogramms eine 3:46,00 Minuten (nur 42 Hundertstel ĂĽber Bestzeit) ins Becken gelegt und wurde damit starker Vierter ĂĽber 400 Meter Freistil. “Die Zeit kann mir schon ein Lächeln ins Gesicht zaubern, aber sie rechtfertigt trotzdem nicht meine Erwartungen”, erklärte der 19-Jährige. Neue Bestzeiten gab es ĂĽber diese Distanz fĂĽr Rob Muffels (3:53,19/18.) und Florian Wellbrock (3:54,18/19.), der bei fĂĽnf Starts zu vier persönlichen Rekorden schwamm. “Damit habe ich eigentlich nicht gerechnet”, sagte der 17-jährige Wellbrock, dem “Zeiten und Platzierungen Mut fĂĽr die weitere Saison machen “. Diese Zuversicht hat auch Marcus Herwig gewonnen, der in 3:54,90 Minuten (20.) seine Bestzeit nur knapp verpasste.