Johanna will nichts dem Zufall überlassen

Foto : Sebastian Seemann
Was Frauen gerne zum Tabuthema erklären, gibt Johanna Friedrich ungeniert zu Protokoll: “Ich habe ein paar Kilos zu viel auf der Hüfte.” Das allerdings ist nicht zu sehen, das sagt ihr allein das hochsensible Körpergefühl. Seit dem Ende ihres Grundwehrdienstes im vergangenen Oktober kämpft Johanna Friedrich im Training deshalb gegen die Kilos an. Sie hat auch an Gewicht verloren, aber das ist der Schwimmerin vom SC Magdeburg nicht genug: “Ich bin noch nicht in der Ausgangsposition, wie ich es vor den deutschen Meisterschaften 2014 gewesen war.” Damals, als sie über 400 Meter Freistil den Titel gewann. “Und ich möchte in diesem Jahr einfach nichts dem Zufall überlassen.”

Die Leistungen der Freistil-Spezialistin am Wochenende beim 17. Euromeet in Luxemburg waren auch kein Zufall, nicht die Bestzeit über 800 Meter (8:51,19 Minuten), nicht Rang drei über die 200 Meter (2:00,86), nicht Rang vier über 400 Meter (4:11,58). Auch auf den kürzeren Strecken kam sie ihren Rekorden nahe. “Damit hätte ich nie gerechnet”, erklärt sie. Von einer Frühform will Friedrich dennoch nicht reden, zumal es nur 64 Tage bis zu den nationalen Titelkämpfen in Berlin (9. bis 12. April) sind. “Ich habe hart trainiert. Die Grundlagen haben wir gelegt, jetzt müssen wir an der Schnelligkeit arbeiten”, betont die 19-Jährige.

Ihren Trainer Bernd Berkhahn haben die Resultate in Luxemburg ebenso überrascht wie die Athletin: “Gerade die Leistung über die 800 Meter zeigt, dass sie ein gutes Niveau im Ausdauerbereich hat. Da sie die deutsche Kurzbahn-Meisterschaft ausgelassen hatte, war es für sie einfach wichtig zu sehen, wo sie steht”, so Berkhahn.

Berkhahn schreibt nach wie vor die Trainingspläne, ändert die erforderlichen Details, wertet ihre Einheiten per Videostudium aus. Weil sie im vergangenen Jahr die B-Kader-Norm des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) verpasst hatte, darf sie unter der Woche nicht beim SCM, sondern muss als Mitglied der Sportfördergruppe vor allem am Bundeswehr-Stützpunkt in Warendorf ihre Bahnen ziehen. “In diesem Jahr steht die Weltmeisterschaft im Fokus, aber vor allem will ich in den B-Kader, um in meine Trainingsgruppe nach Magdeburg zurückkehren zu können”, sagt Friedrich. Die WM findet vom 24. Juli bis 9. August in Kazan (Russland) statt.

Zunächst steht das DSV-Höhentrainingslager in Sierra Nevada (Spanien) im Februar an. Friedrich will sich dort “den Feinschliff holen”, an Athletik und Technik arbeiten. Und weitere Kilos verlieren. Bei dem naturgemäß straffen Programm in der Höhe muss sie sich darum keine Sorgen machen.

von Daniel Hübner
Quelle : volksstimmme.de