Im Viereck zum Balaton

Rob Muffels und Finnia Wunram
Foto : Eroll Popova
Von Daniel Hübner

Magdeburg | Der Weltcup, zuweilen ausgetragen in den unendlichen Weiten der Meere. Wir schreiben das Jahr 2017. Unsere Reise geht nach Setubal, direkt an die Küste des Atlantischen Ozeans. Dort ist es wellig, recht kühl und strömungsintensiv. „Setubal kann bei schlechten Bedingungen eines der härtesten Rennen sein“, erklärt Rob Muffels vom SC Magdeburg. Mit Finnia Wunram und Trainer Bernd Berkhahn ist der 22-Jährige am Donnerstag zum Freiwasser-Weltcup nach Portugal gereist. Es gibt dort für beide Athleten das Ticket für die Weltmeisterschaften in Budapest (15. bis 30. Juli) über die olympischen zehn Kilometer zu gewinnen. „Ich bin in der Form meines Lebens“, sagt Muffels. „Gesundheitlich ist alles optimal“, erklärt Wunram. Die zweite und letzte Etappe auf dem Weg zur WM kann also beginnen. Start ist am Sonnabend um 16 Uhr deutscher Zeit.

Die erste Etappe hatten die Magdeburger im März in Abu Dhabi (Emirate) perfekt gemeistert. In den nicht ganz so unendlichen Weiten des Golfs von Persien. Wunram wurde dort im Getümmel der Weltspitze überragende Vierte, es war die beste Platzierung ihrer Karriere über diese Distanz. Muffels wurde Fünfter, nur ein dritter Rang beim Weltcup 2016 in Hongkong toppte das Resultat in seiner bisherigen Vita. Die deutschen Konkurrenten schwammen indes einige bis viele Plätze nach ihnen ins Ziel.

Im Gesamtresultat von Abu Dhabi und Setubal starten die beiden besten Frauen und Männer des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) bei der WM. Wunram sagt deshalb: „Ich kann das Rennen eigentlich entspannt angehen, aber ich will natürlich ein ordentliches Resultat erzielen.“ Ordentlich liegt für sie im Bereich der Top Ten. „Ein 14. Platz müsste für die WM reichen“, rechnet Muffels vor. Aber auf dieses Spiel will er sich nicht einlassen. Auch er will sich vorkämpfen – bis in die Spitze.

330 Kilometer in drei Wochen

Das ist schon großartig, wie der passionierte Tramfahrer Berkhahn aus beiden Athleten zwei ICE im Freiwasser-Fuhrpark geformt hat. Vor ein paar Jahren noch stieg die zierliche Wunram aus dem Nass, wenn es ihr bitterlich kalt wurde. „Manchmal ist mir immer noch kalt, aber wenn der Startschuss fällt, habe ich das sofort vergessen. Es war eben reine Gewöhnungssache“, sagt die 21-Jährige.

Zuletzt und nach dem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada (Spanien), wo die beiden SCM-Athleten in drei Wochen fast 330 Kilometer im Becken zurücklegten, waren Wunram und Muffels beim Best Fest auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca angetreten. Beide gewannen die fünf und die zehn Kilometer. „Diese Wettbewerbe sind wichtig, weil man nur wenige Möglichkeiten hat, die Weltcup-Rennen zu simulieren“, erklärt Muffels. „Denn die große Konkurrenz sehe ich nur beim Weltcup oder bei der WM.“

Wie in Kazan 2015, als er Silber über die fünf Kilometer gewann und Gold im Team holte. Muffels sagt: „Ich bin noch besser drauf als damals.“ Wunram sicherte sich damals völlig überraschend Bronze über die kurze Distanz. Aber nun wollen sie auf der olympischen Strecke starten. Und das mit weitem Blick voraus.

„Die Olympia-Qualifikation findet bei der WM 2019 statt“, berichtet Muffels. „Und mit einem Platz unter den besten Zehn qualifiziert man sich direkt für Tokio.“ Für ihn und Wunram sind die Titelkämpfe in diesem Jahr deshalb eine Generalprobe – dort im Plattensee namens Balaton, im ruhigen und warmen Wasser. Bis zur WM ist es keine unendliche Weite, sondern noch fünf Runden über je 2000 Meter in einem Viereckskurs im Atlantischen Ozean vor der Küste Setubals.

Quelle : volksstimme.de