Volksstimme Magdeburg | 27.06.2014
Henning Lambertz hat sich gefreut, dass es sich um einen glatten Bruch des Ellenbogenköpfchens im rechten Arm handelt, den sich Johanna Friedrich vor zwei Wochen bei einem Sturz in Rom zugezogen hat. Es ist also nichts zertrümmert, was den Heilungsprozess hätte verzögern können. Und es ist deshalb die Hoffnung bei der Athletin vom SCM aufgekeimt, doch noch an der Europameisterschaft in Berlin (13. bis 24. August) teilzunehmen. Bundestrainer Lambertz sieht jedenfalls ihre Chancen dafür wie der Magdeburger Coach Bernd Berkhahn bei “50:50”.
Johanna Friedrich darf wieder hoffen. | Foto: Sebastian Seemann
Johanna Friedrich hatte ihre “Facebook”-Freunde geschockt, als sie nach ihrem Unfall in Italien auf einem Foto mit eingegipstem Arm aufgetaucht war. Aber die Prognose, bald wieder schwimmen zu können, hat ihr den Mut gegeben, sich dem Kampf gegen die Zeit zu stellen – sieben Wochen sind es bis zur EM. “Sie ist sehr motiviert”, sagt Berkhahn, “sie trainiert vorbildlich”, weiß Lambertz. So soll sich das fortsetzen in den nächsten drei Wochen. Seit dem gestrigen Donnerstag bereiten sich Friedrich und SCM-“Schmetterling” Franziska Hentke im Höhentrainingslager des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) in der Sierra Nevada (Spanien) auf die kontinentalen Wettkämpfe vor.
Vor ihrer Abreise gestern Morgen um 8 Uhr eilte Berkhahn noch zum Magdeburger Bahnhof, “um die Trainingshefte zu übergeben”, berichtet er. In jenem für Hentke (24) stand ganz viel übers Schwimmen geschrieben, in jenem für Friedrich (19) ganz viel über Kraftaufbau. Allein darauf liegt ihre Konzentration, und deshalb äußert sie sich derzeit nicht.
Mit den Sportwissenschaftlern des Olympiastützpunktes und den Ärzten der Unikinik hat Berkhahn ein Programm ausgearbeitet, wonach “sie keine Muskelmasse verliert, sondern sogar aufbaut, ohne den rechten Arm zu belasten”, erklärt der 43-Jährige. Belastung ist nämlich weiterhin tabu. Erst nach ihrer Rückkehr aus Spanien wird eine Untersuchung am 17. Juli feststellen, ob der Heilungsverlauf das gewünschte Ziel erreicht hat und sie wieder wie gewohnt schwimmen kann. Und sollte das so sein, hofft Berkhahn, “dass sie vieles über die Beinarbeit kompensieren kann, was ihr an spezifischer Kraft im Arm noch fehlen wird”.
Lambertz wird sie dann noch einmal einladen zu zehn Tagen DSV-Trainingslager auf Sardinien, kurz vor der EM. “Dort will ich sehen, ob sie belastbar ist”, erklärt er. Und dann wird sich Friedrich einem letzten Test unterziehen, der über ihre Teilnahme an der EM entscheidet. “Ich brauche sie nicht bei der EM, weil sie wieder schwimmen kann”, so Lambertz, “sondern weil sie es schneller kann als bei den deutschen Meisterschaften. Ansonsten macht eine Teilnahme keinen Sinn.” Bei den Titelkämpfen Anfang Mai erzielte Friedrich sowohl über 200 (1:59,45 min.) als auch bei ihrem Titelgewinn über 400 Meter Freistil (4:10,49) eine neue Bestzeit.
Für den negativen Fall der Fälle schickt Henning Lambertz zudem einen Trost voraus: “Natürlich wäre es für eine junge Schwimmerin wie Johanna traurig, die EM zu verpassen. Aber ich werde nichts übers Knie brechen, denn für mich ist sie ein absolute Option für die Olympischen Spiele 2016.”
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